Kunstgeschichte

VL TK: Schätze im Norden. Textilien für den liturgischen Raum und die höfische Repräsentation in Schweden

Dienstag, 19.03.2024

Die skandinavischen Länder und namentlich Schweden gehörten nicht zu den seidenproduzierenden Regionen Europas, gleichwohl haben sich in den Sammlungen und Schatzkammern des Landes reiche Bestände an kostbaren Textilien erhalten. Sie sind Zeugnisse der intensiven Handels- und diplomatischen Beziehungen, die den europäischen Norden im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit mit den südlich gelegenen Ländern, aber auch mit dem osmanischen Reich und mit Persien verbanden. Archäologische Funde belegen, dass solche Verbindungen bereits im frühen Mittelalter (also in der sogenannten Wikinger-Zeit) bestanden. In den Kirchenschätzen Schwedens bezeugen zahlreiche Paramente die Teilhabe am Fernhandel der Hanse, die im späteren Mittelalter den Ostseeraum mit weit entfernten textilproduzierenden Regionen brachten. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben sich – vor allem in der Livrustkammaren in Stockholm – Prunkgewänder der schwedischen Könige und Königinnen erhalten, die bei zeremoniellen Ereignissen und Festen getragen wurden. Sie sind nach der Mode der Zeit geschnitten, aus kostbaren Seiden (vornehmlich italienischer und französischer Produktion) gefertigt, und mit reichen Gold- und Silberstickereien geschmückt. Sie fungierten als Medien höfischer Repräsentation; als historische Zeugnisse dokumentieren sie auch die Verbindungen, die das schwedische Königshaus zu den anderen europäischen Höfen unterhielt (in diesem Sinne wird die Sammlung der Livrustkammaren bis in die Gegenwart fortgeführt). Zu erwähnen sind schliesslich Bildwirkereien, in denen eine eigene Formensprache entwickelt wurde: Frühe Beispiele stammen aus dem 11. und 12 Jahrhundert; moderne Arbeiten beziehen sich u.a. auf diese Tradition. Auf der Grundlage der Funde und Sammlungen des Landes entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Schweden bahnbrechende Forschungen, die zur Grundlage einer modernen textilhistorischen Forschung, aber auch einer wissenschaftlich fundierten Textilkonservierung wurden. Nicht wenige der Texte wurden auf Englisch oder Deutsch publiziert; sie werden im Rahmen der Vorlesung ebenfalls erörtert werden.

Dozierende(r): Prof. Dr. Birgitt Borkopp-Restle
19.03.2024:18:15 - 20:00
Ort:Hörraum 220
Hauptgebäude
Hochschulstrasse 4

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