Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft (German Studies)

Eigennamen

Mittwoch, 20.03.2024

Eigennamen sind im Alltag vielfach präsent: Coiffeursalons tragen oft Namen wie «Föhnix» oder «HAARCHITEKT» – so dass das Satiremagazin Postillon titelte: «Kein Haar-Witz im Namen: Ordnungsamt schließt Friseursalon»; werdende Ehepartner*innen stellen sich die Frage der Familiennamenwahl, werdende Eltern suchen Beratung bei der Rufnamenwahl; die meisten Menschen fragen sich, woher ihr Familienname kommt; auch Toponyme wie Kleine Scheidegg oder Männlichen geben Rätsel auf; zum Politikum werden Strassennamen, wenn es zum Beispiel um (mangelnde) Frauennamen oder (überkommene) Kriegsmotivik geht. In der Linguistik werden Eigennamen manchmal vernachlässigt, so als ob sie «nur» Gegenstand traditioneller etymologischer Deutung sein könnten und sich aus ihnen nichts über das «eigentliche» Wesen von Sprache lernen liesse. Dabei zählen Eigennamen zu den wenigen sprachlichen Universalien (vermutlich alle Sprachen haben Eigennamen!) und zeigen ein spezielles grammatisches Verhalten, das dem sonstigen Sprachwandel oft vorausschreitet und damit sogar eine Vorhersagekraft birgt (z.B.: Substantivgrossschreibung; Flexionsabbau). Dieses Sonderverhalten hat damit zu tun, dass Eigennamen semiotisch anders beschaffen sind als «normale» Wörter wie Buch oder Schrank. Die Vorlesung thematisiert diesen semiotischen Sonderstatus und damit verbunden Merkmale, die Eigennamen von «Grenzfällen» wie Pflanzen- oder Monatsbezeichnungen abgrenzen. Ausserdem ordnet sie Eigennamen in die Wortarten sowie in das System sprachlicher Ebenen ein. Sie zeigt auf, welche Namenarten man unterscheidet (z.B. auch Tiernamen, Ereignisnamen) und bietet in ausgewählten Fällen Einblicke in die Sprachgeschichte. Hierzu werden vor allem Familiennamen herangezogen. Sie sind in der Schweiz noch älter als in Deutschland oder Österreich (Entstehung ab dem 12./13. Jh.). Dies macht sie zu wertvollen Zeugen der Sprachgeschichte (sie transportieren historische Dialektlautungen) sowie der Landesgeschichte (sie zeugen u.a. von mittelalterlicher Kultur und von Migrationsströmen). In diesem Kontext gibt die Vorlesung Einblicke in das an der Berner Germanistik angesiedelte Forschungsprojekt «Familiennamenatlas der Deutschschweiz» und die darin angewandten digitalen Methoden (digitale Familiennamengeographie).

Dozierende(r): Prof. Dr. Luise Kempf
20.03.2024:10:15 - 12:00
Ort:Hörraum F 021
Unitobler
Lerchenweg 32-36

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