Geschichte

Vorlesung: Jüdische Lebenswelten in Ostmittel- und Osteuropa

Mittwoch, 20.03.2024

Als im 11. Jahrhundert in Westeuropa erste grosse Verfolgungswellen gegen die jüdische Bevölkerung einsetzten, wurde Osteuropa zu einer zentralen Zufluchtsstätte, wo bis zum Holocaust die meisten Jüdinnen und Juden der Welt lebten. Insbesondere in Polen kam es zu einem ‹goldenen Zeitalter› jüdischer Kultur, das erst im 17. und 18. Jahrhundert durch Ausschreitungen, Vertreibungen und Pauperisierung endete. Die jüdischen Gemeinschaften fielen mit den Teilungen Polens unter verschiedene Imperien und Rechtssprechungen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden viele in Russland, der Ukraine und Ungarn von einem tiefgreifenden ökonomischen und sozialen Strukturwandel erfasst, der sie zwang, sich einen neuen Platz in der jeweiligen Gesellschaft zu suchen. Auf die damit verbundene Krise des Selbstverständnisses reagierten osteuropäische Jüdinnen und Juden äusserst unterschiedlich: mit einer Verstärkung der religiösen Orientierung, mit einer Hinwendung zur Aufklärung (Haskalah), mit einer ‹Assimilation› und Aufgabe der jüdischen Traditionen oder später mit einem Anschluss an sozialistische oder zionistische Strömungen – oder mit Auswanderung. All diese Strategien waren eine Form der Auseinandersetzung mit dem wachsenden Nationalismus und (politischen) Antisemitismus. In der Vorlesung werden vor dem Hintergrund neuer Forschungsergebnisse die vielfältigen Lebenswelten von Jüdinnen und Juden in Osteuropa vorgestellt. Soweit möglich soll von den Lebenswegen einzelner Personen und Familien sowie von den spezifischen Geschichten zentraler Orte ausgegangen werden.

Dozierende(r): Prof. Dr. Julia Richers
20.03.2024:14:15 - 16:00
Ort:EG, F 023
Unitobler
Lerchenweg 36

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