Deutsche Literaturwissenschaft

Vertiefungskurs/Aufbaukurs/Ergänzungskurs LW II: Reformpoetik in der Frühen Neuzeit

Dienstag, 19.03.2024

Der Begriff der ‹Reform› beziehungsweise der ‹Reformatio› beschreibt die Entwicklung der Kunst und Literatur zwischen dem 16. bis 18. Jahrhundert so treffend wie kaum ein anderer. Orientiert an der Dichtkunst der Antike, später auch an den Renaissancen der Nachbarländer, versuchte man in dieser Zeit, die literarische Praxis möglichst umfassend zu regulieren und zu normieren, eröffnete dadurch aber zugleich neue Möglichkeiten der Abweichung, der Lizenz und des Experiments. Es handelt sich um eine Literatur, die nicht avantgardistisch nach Originalität und Traditionsbruch sucht, sondern nach Veränderungsspielräumen im Rahmen des Vorgezeichneten und Geregelten. Im Seminar wollen wir zunächst die wichtigsten Grundlagen der frühneuzeitlichen Reformpoetik erarbeiten, darunter das Konzept der Imitatio veterum, der Nachahmung der Alten. In einem zweiten Schritt untersuchen wir den europäischen Petrarkismus der Frühen Neuzeit als Reformprogramm und lernen mit Martin Opitz, Philipp von Zesen und Johann Christoph Gottsched drei wichtige Reformisten des 17. und 18. Jahrhunderts kennen. Ein besonderer Akzent liegt sodann auf den Normbrüchen und Gegenstimmen, welche die Reformpoetik im 17. und 18. Jahrhundert provozierte und zuliess – zum Beispiel in der Schweiz, wo die strengen Sprachregeln aus Schlesien und Sachsen bald schon in Konflikt gerieten mit lokalen Traditionen und dialektalen Varietäten. Das Seminar dient auch als Einführung in einige Grundkategorien der Poetik und der Ästhetik. Literatur Zur vorbereitenden Lektüre: - Stefanie Stockhorst: Reformpoetik: Kodifizierte Genustheorie des Barock und alternative Normenbildung in poetologischen Paratexten. Tübingen 2008. – Jörg Wesche: Literarische Diversität. Abweichungen, Lizenzen und Spielräume in der deutschen Poesie und Poetik der Barockzeit. Berlin 2004.

Dozierende(r): Prof. Dr. Nicolas Detering
19.03.2024:10:15 - 12:00
Ort:EG, F 011, Seminarraum
Unitobler
Lerchenweg 32-36

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