Kunstgeschichte

Vorlesung Textile Künste: Politische Stoffe

Dienstag, 19.03.2024

Die Vorlesung untersucht anhand verschiedener textiler Objekte (Tapisserien, textile Klosterarbeiten, Fahnen und Quilts) die politischen Botschaften, die sie transportieren. Durch die Analyse ihrer politischen Ikonographie (Bild- und Inschriftenprogramm), ihrer soziopolitischen Herstellungskontexte sowie ihrer ökonomisch-politischen Materialwahl werden potentiell subversive politische Handlungsspielräume sichtbar gemacht. In der neueren Literatur wird beispielsweise die Doppeldeutigkeit klösterlicher Textilarbeit herausgearbeitet, in der sich einerseits das Handwerk als meditativer Selbstzweck, andererseits die Einbindung in soziale und kulturelle Milieus, Produktionsketten und Märkte manifestiert (Hamburger 1997, Gerchov/Marti 2008, Seeberg 2014). Die Wahl unterschiedlicher Materialien – wie etwa Pelz im 17. Jahrhundert – zeigt, dass politische Konkurrenzen hinter wirtschaftlichen Interessen zurücktreten konnten (Brugger 2017). Sowohl merinidische als auch osmanische Fahnen (14./16. Jahrhundert) bieten die Möglichkeit, die Rolle textiler Objekte bei der Konstruktion politischer und historischer Narrative zu untersuchen. Zeitgenössische textile Arbeiten wie Quilts zeigen, wie die künstlerische Praxis des Quiltens genutzt wird, um das Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit zu schärfen und marginalisierte Erzählungen zu archivieren. Politische Stoffe lädt dazu ein, die politische Dimension textiler Objekte (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) in der Kunstgeschichte zu erforschen.

Dozierende(r): Prof. Dr. Corinne Mühlemann
19.03.2024:08:15 - 09:45
Ort:1. Etage, 114
Hauptgebäude
Hochschulstrasse 4

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