Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft (German Studies)

Ergänzungskurs (Vorlesung) SW: Die Geschichte der Familie und Familiennamen vom Mittelalter bis heute: Historische und germanistisch-linguistische Perspektiven

Mittwoch, 19.03.2025

Die Vorlesung verbindet Perspektiven aus Geschichte und Germanistischer Linguistik auf den Gegenstandsbereich Familie, Ehe und Familiennamen. Dabei werden Aspekte aus beiden Disziplinen im Wechsel und grob chronologisch präsentiert. Ein kurzer Dialog zwischen beiden Perspektiven ist jeweils am Ende der Sitzung vorgesehen. Die Veranstaltung richtet sich an interdisziplinär interessierte Studierende beider Fächer. Der historiographische Teil der Lehrveranstaltung bietet einen Überblick zur Geschichte der eng miteinander verbundenen Aspekte von Ehe und Familie sowie Haus und Haushalt. Die Anfänge der europäischen Familie liegen im Mittelalter. Das neue Verständnis der Reformatoren von der Ehe als ‚erste Ordnung Gottes‘ in der Welt bildete dann für einige Jahrhunderte die Grundlage des Denkens, ehe sich im Gefolge von Aufklärung und Revolution ein neues Verständnis von Ehe und Familie Bahn brach. Ab der Romantik lässt sich eine Individualisierug und Emotionalisierung familiärer Beziehungen beobachten. Die Vorlesung wird am Ende mit Beispielen aus dem bürgerlichen Zeitalter (19. Jh.) und aus der Gegenwart die ‚alteuropäische Familie‘ mit der (post-)modernen Familie zu kontrastieren. Der germanistisch-linguistische Teil der Vorlesung verfolgt zentrale Etappen der Geschichte von Familiennamen. Den Hintergrund bildet die Geschichte der Rufnamen, die aufgrund abnehmender Distinktion zum Aufkommen unfester Beinamen («Peter der Kleine» vs. «Peter zum Tor») und damit zur Festwerdung der Familiennamen beiträgt. Letztere ist für die Schweiz grob im 13. Jh. anzusetzen, damit später als im romanischen Südeuropa aber früher als in weiten Teilen des deutschsprachigen Raums. Aufgrund ihres hohen Alters fungieren Familiennamen als Zeitzeugen: Sie ermöglichen Rückschlüsse z.B. auf Lautung, Wortbildung, Berufe und Wohnverhältnisse in ihrer Entstehungszeit. Auch Migrationsströme lassen sich an Familiennamen nachverfolgen. Genderfragen thematisiert die Veranstaltung anhand von Frauennennungen in frühneuzeitlichen Amtsdokumenten sowie anhand aktueller Forschung zur Namenwahl bei Eheschliessungen. Ausblicksartig werden Vergleiche zu Familiennamensystemen anderer Länder bzw. Sprachen gezogen.

Dozierende(r): Prof. Dr. Joachim Eibach, Prof. Dr. Luise Kempf
19.03.2025:10:15 - 12:00
Ort:EG, F 021
Unitobler
Lerchenweg 32-36

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