Vertiefungskurs/Aufbaukurs SW: Schweizerhochdeutsche Soziophonetik
Mittwoch, 19.03.2025
Das Deutsche gilt als sogenannte plurizentrische Sprache, für deren Standardsprache etwa in Deutschland, Österreich und der Schweiz jeweils einzelne Schreib- und Aussprachenormen gelten. Sucht man in der deutschsprachigen Schweiz nach überregional gültigen Normierungen der Stan-dardlautung, erscheint die Suche recht mühselig. Das «Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz», der «Schweizerhochdeutsch-Duden» warnt dennoch davor: «Wer sich in der Schweiz nicht an die übliche Gebrauchsnorm hält […], riskiert, als fremd oder unnatürlich wahrge-nommen zu werden.» Mit der «üblichen» wird weiter auf die «schweizerische Gebrauchsnorm» referiert. Welche ist nun «die» Gebrauchsnorm in der Deutschschweiz? Wie konstituiert sie sich und vor allem: Wird sie von allen konsequent und gleichermassen verwendet? Vornehmlich in den letzten zwei Jahrzehnten haben Studien zum Schweizerhochdeutsch gezeigt, dass auf der subjektiv-konzeptuellen Ebene bereits verschiedene Vorstellungen von «Hoch-deutsch» in den Köpfen Schweizer Sprecher:innen existieren. Diese Konzepte können sich in der objektsprachlichen Realität wiederum in unterschiedlichen phonetisch-phonologischen, morphosyn-taktischen und lexikalischen Merkmalsinventaren der Sprecher:innen niederschlagen, die dabei sogar auf regionale Unterschiede hinweisen können. Zudem hat sich gezeigt, dass solche unter-schiedlichen Schweizerhochdeutsch-Realisierungen von Laien situationsabhängig unterschiedlich bewertet werden. In diesem Seminar widmen wir uns genau dieser äusserst komplexen sprachlichen Varietät aus einer soziophonetischen Perspektive. Objektsprachlich wird uns vornehmlich interessieren, welche lautlichen Varianten die verschiedenen Konzepte von Schweizerhochdeutsch konstituieren, mit welchen Methoden wir das herausfinden können, welche Messmethoden der Signalphonetik sich dazu eignen und, bereits einen Schritt vorher, wie wir an entsprechendes Untersuchungsmaterial kommen können. Aus einer soziolinguistischen Perspektive werden wir fragen: Welche sozialen Akteur:innen verwenden in welchen Situationen wie häufig welche Varianten? Welche sind die sozi-alen Motive für die Verwendung/Vermeidung bestimmter Merkmale? Letztlich: Was steuert die lautliche Variation in den verschiedenen Formen des Schweizerhochdeutschs? Diese sind die zwar vorab formulierten, aber dennoch flexiblen Kernfragen für das Seminar, denen wir uns theoretisch und empirisch annähern wollen.
Dozierende(r): | Dr. Tillmann Rainer Pistor |
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19.03.2025: | 14:15 - 16:00 |
Ort: | EG, F 011, Seminarraum Unitobler Lerchenweg 32-36 |
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